BERMUDA

F. Wiesel nähern sich dem Bermudadreieck: Gefäß aller abhanden gekommenen Objekte der Vergangenheit, Jetztzeit und Zukunft. Sie arbeiten im Sammelbecken des Verschwundenen. Drucken, konstruieren, bauen Schiffsmodelle und Inselgruppen. Ziel ist das Diorama eines Ortes, das am Ende aller Theorien steht. Das Bermuda-Dreieck: Punkt an dem Berichterstattung aufhört, Karten enden und der Mythos beginnt. BERMUDA wird zum Katalysator eines hysterischen Wahrheitsbegriffes. Im Zentrum der Macht findet sich das Reptilienwesen und breitet seine Hyperkarte aus. Alles wird plausibel.

BERMUDA beschäftigt sich mit aktueller Wahrheitsbildung. Umgang mit Informationen fordert zunehmend Kompetenzen u. eigene Analysen. Fake News und manipulierte Netzwerke übermitteln einen nicht endenden Strom an scheinbaren Wahrheiten und Zusammenhängen. Durch alle Filter hindurch hat das Faktum an sich seine Legitimation verloren. Was ist schon mit Sicherheit kein Fake? Wäre es nicht hilfreicher, wenn es einen Punkt gäbe der das Chaos zusammenhält? Zu wissenschaftlicher Erkenntnis gesellen sich mythologische Konstrukte: Verschwörungstheorien scheinen mitunter legitimer als die Erderwärmung.

» It appeared that in that region there was an islet so called, always surrounded by chilly mists and water of a deadly cold; that no one had ever reached it, as it constantly changed place; but that a demon hand sometimes uprose from it, and plucked away men and even whole boats, which, when once grasped, usually by night, were never seen again, but perished helplessly, victims of its hand. «
Thomas Wentworth-Higginson, Tales of the Enchanted Islands of the Atlantic, 1898.

Gesamtmitschnitt Online auf spectyou.de

Konzept & Umsetzung: Jost von Harleßem, Hanke Wilsmann
Performance: Stephan Dorn
Sounddesign: Rupert Jaud
Künstlerische Mitarbeit Bühne: Ute Freitag, Friederike Schmidt-Colinet
Künstlerische Mitarbeit Figurenspiel: Cali Kobel
Kostüm: Sandra Li Maennel
Kostümassistenz: Ardesia Calderan, Lea Sommer
Produktion: Heidrun Schlegel

April 2018 Recherchephase in Fleetstreet Theater Hamburg
27. – 29. April 2019 am Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt a.M.
12. + 13.09. 2019 Theater Roxy, Birsfelden/Basel

« Man braucht kein Verschwörungstheoretiker zu sein, um ein solches Phänomen interessant zu finden, und dem als „F. Wiesel“ firmierenden Frankfurter Autorenregieduo Jost von Harleßem und Hanke Wilsmann gelingt es mit seinem „Bermuda“-Stück bei der Uraufführung im Mousonturm, die Spannung darauf zu halten, was bis zur letzten Minute noch passieren wird. »

Stephan Michalzik, Frankfurter Neue Presse, 29.4.2019

« Denn als Stoff für das Theater , so zeigt F. Wiesels „Bermuda“ […] eignen sich derlei zu Verschwörungstheorien aufgeblasene Spekulationen, eignen sich Mutmaßung und Hörensagen allemal. […] Der King of Rock’n’Roll, er lebt. Er sitzt im Dienst der nationalen Sicherheit irgendwo am Grund des Meeres und wertet Daten zu all den spurlos verschwundenen U-Booten, Flugzeugen und Schiffen aus. Mag sein, das glauben selbst F. Wiesel nicht im Ernst. Doch nicht auf die hanebüchene Story, auf das Erzählen von Geschichten kommt es der Performance an, auf das Erfinden paralleler Welten, das Verknüpfen von Fiktion und Wirklichkeit, von Tatsachen, Gerüchten und wilden Fantasien, denen jeder Einwand der Vernunft als weiter Beleg für die Gültigkeit selbst der absonderlichsten Theorien gelten kann. Und wie das funktioniert, dass wir, einmal eingetreten in ein solches Universum, durchaus bereit sind, dem Erzähler all die Geisterschiffe und Meeresungeheuer auch zu glauben. In der Realität mag man derlei schlicht ein Rätsel nennen. Vor allem aber, so präpariert F. Wiesels „Bermuda“ einnehmend beiläufig, ist genau das noch immer das Mysterium des Theaters. »

Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.4.2019


Eine Produktion von F. Wiesel in Koproduktion mit dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Roxy Birsfelden.
gefördert von:
Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler, Fonds Darstellende Künste, Kulturamt der Stadt FrankfurtRudolf-Augstein-Stiftung, Hamburgische KulturstiftungKulturbehörde Hamburg und in Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie. 

Fotocredit: © Jörg Baumann