RESTWORLD

Cowboys streifen durch einen menschenleeren Vergnügungspark in der Wüste vor Heidelberg: eine zurückgelassene Wild-West-Fantasie für Revolverhelden und Freizeit-Banditen. Wo einst Androiden Sehnsuchtsfantasien bespielten, machen sie sich jetzt Gedanken darüber, was bleibt, wenn sie sich von den Menschen nur noch erzählen können.
Ausgehend von Motiven des Films »Westworld« von Michael Crichton (1973) und der gleichnamigen Fernsehserie (2016) untersucht die Stückentwicklung, wie Science-Fiction-Erzählungen heute mögliche Zukünfte verhandeln können. Und wer verteilt im Wilden Westen eigentlich die Rollen?

»Restworld« ist die erste Arbeit des Frankfurter Duos F. Wiesel am Theater und Orchester Heidelberg und ihre zweite Zusammenarbeit mit dem Autor und Journalisten Dietmar Dath. In den Arbeiten von F. Wiesel bilden Figuren- und Objekttheater sowie der Einsatz analoger Filmtricktechnik einen Schwerpunkt.

» JU: Das hatten wir schon.

HA: Das hatten wir dauernd. Du sagst, die einzigen Wesen, die uns Vorbilder sein können, weil sie sich auch selbst programmieren, sind die Menschen. Also sollen wir Menschen spielen, damit wir rauskriegen, was sind die Gemeinsamkeiten und was sind die Unterschiede, und gibt’s vielleicht was, das wir wirklich anders machen könnten, neu. Und so weiter.

LA: Eben nicht „und so weiter“. Stellt euch nicht so an, stellt euch lieber hin und los geht’s. Wo waren wir? «

Dietmar Dath. RESTWORLD

Theaterstück von: Dietmar Dath und F. Wiesel
Regie, Konzept und Bühne: Hanke Wilsmann, Jost von Harleßem
Figurenspiel: Cali Kühner
Kostüme: Naomi Kean
Sounddesign: Rupert Jaud
Dramaturgie Michael Letmathe
Theaterpädagogik: Jeremy Heiß
mit Sandra Bezler, Leon Maria Spiegelberg, Hendrik Richter, Jost von Harleßem, Cali Kobel

Premiere: 15. Oktober 2021 | Theater und Orchester Heidelberg Zwinger 1
06. Juli 2022 – 25. Baden-Württembergischen Theatertage, Heilbronn

“Welcome to Restworld”: 19.-21. November 2021 Atelierfrankfurt e.V.

“Statt auf Gleichheit zu setzen – in Dietmar Daths politischem Weltbild die erstrebenswerte Vision – werden Menschen zu Mördern. Naomi Keans Kostüme zitieren Cowboy-Träume. Die Schauspieler Hendrik Richter und Leon Maria Spiegelberg liefern sich nicht nur gnadenlose Duelle. Klug zertrümmern sie jene Mythen, die man aus Wild-West-Filmen kennt. Gemeinsam mit Sandra Bezler verkörpern sie die Erinnerung an eine vergangene Wirklichkeit: „Wir sind Revolverhelden. Das ist das Design.“ In dem Multimedia-Projekt von F. Wiesel übernehmen die Maschinen die Macht. Für diesen Prozess finden Dath und das Kollektiv starke ästhetische Bilder. […]
Die politische Philosophie Daths übersetzen F. Wiesel in ein visuelles Konzept, das Grenzen der Sprache überschreitet. […] Lustvoll lässt sich das Ensemble auf die Synthese zwischen Schauspiel und Technik ein. „Restworld“ zeigt die Grenzen eines Fortschritts, an dessen Ende die Zerstörung stehen könnte – oder aber eine neue Welt, in der Menschen die künstliche Intelligenz in neue Gesellschaftsmodelle einbinden. “

Elisabeth Maier, fidena.de / 18.10.2021

” […] Nun folgen gute Nachrichten aus Heidelberg: Dath gab seinen an Michael Crichtons Film und Serie „Westworld“ (1973/2016) angelegten Text in die Hände des kundigen Kollektivs F. Wiesel, als das Jost von Harleßem und Hanke Wilsmann originelle Formate für das Figuren- und Objekttheater entwerfen. In deren Uraufführungskonzept geht die Verbindung von Schauspiel, Videotechnik, Installation, Puppenspiel, Medien und Robotik nun passgenau in Daths vielschichtigem Text auf. […] Zwischen Buffalo Bill, Paintball, Laserdrom und Disneyland streiten, laden, reparieren und duellieren sich fünf agile wie unterschiedliche Protagonisten. […] Fazit: Neunzig atmosphärische wie klug unterhaltende Theaterminuten, die final großen Jubel ernten.”

 Ralf-Carl Langhals, Mannheimer Morgen, 18.10.2021

“Western trifft Science Fiction: Basierend auf dem Film und der Serie “Westworld” fragt das Stück “Restworld”, wer eigentlich wen braucht: der Mensch den Roboter – oder umgekehrt? […] Ein so anregender wie herausfordernder Abend, der in rascher Folge philosophische Fragen aufwirft.
Die Technologie-Dystopie, Dietmar Dath und F. Wiesel (auch Regie und Bühne) treiben sie auf die Spitze: In ihrer Vision einer zukünftigen Welt ist der Klimawandel weit fortgeschritten, die Erde größtenteils überflutet oder Wüste – und die Menschen sind verschwunden. Zurückgeblieben sind nur die Roboter, die sich daran erinnern, wie das damals gewesen ist mit den Menschen und die versuchen, sich weiterzuentwickeln. […]
Was ihnen gemein ist: Weil sie so programmiert sind, dass sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Punkt zusammendenken, sind sie gefangen in der Hölle eines permanenten Déjà-vus. Immer, wenn sie denken, sie machen Fortschritte, müssen sie feststellen: “Das hatten wir doch schon.” Man könnte glatt Mitleid mit diesen Maschinen haben.”

Christopher Feil, Theater und Orchester Heidelberg zeigen “Restworld” bei den Theatertagen in Heilbronn, 7.07.2022

Eine Produktion des Theaters und Orchesters Heidelberg.